Autor: AVArchiv-Admin
So alleine wandelst du
Dieses Lied wurde 1931 von Frau Benning aus Breege, einem kleinen Ort im Norden Rügens, eingesandt. Ihr verdankt das Pommersche Volksliedarchiv insgesamt sechs Lieder, allesamt Balladen. Sie war 1856 geboren worden und kannte das Lied wahrscheinlich schon aus ihrer Jugend. Leider hat sie über die Hintergründe des Liedes nichts weiter mitgeteilt. Im Buch „Pommersche Volksballaden“ ist dieses Lied unter der Nummer 100 aufgeführt. Vivien Zeller und Ursula Suchanek, die sich in ihrem Duo TradTöchter schwerpunktmäßig den norddeutschen Musiktraditionen widmen, stellen im Video eine Interpretationsmöglichkeit des Liedes vor. Die Musikerinnen unterstreichen den dramatischen Dialog des Liebespaars durch Tonartwechsel, rhythmische Variationen und färbende Akkorde.
Die Produktion des Musikvideos erfolgte im Rahmen eines Projekts der Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg am Pommerschen Landesmuseum in Kooperation mit dem Universitätsarchiv Greifswald, dem Zentrum für Traditionelle Musik am Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß und dem Windros Festival. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Ritter Oluf
Eingeschickt wurde das Lied 1927 vom bekannten Volkskundler Alfred Haas aus Stettin (Szczecin). Ihm verdankt das Archiv 52 Lieder, die er persönlich einsandte. Viele weitere Lieder entstammten seiner Publikation „Pommersche Volkslieder mit Bildern und Weisen“, welche 1927 veröffentlicht wurde. Im Buch „Pommersche Volksballaden“ ist dieses Lied unter der Nummer 3 aufgeführt. Wolfgang Meyering arrangierte das Stück neu. In der Interpretation verleiht er dem Song durch die mit Bottleneck gespielte Mandola und Percussion einen rockigen Charakter.
WOLFGANG MEYERING: „Ich habe den Ritter Oluf ausgewählt, weil ich schon immer ein Faible für eher düstere Balladen hatte und auch weil ich mich seit vielen Jahren schon mit den Verbindungen zwischen den Volksmusik-Traditionen des nördlichen Europas rund um Nord- und Ostsee beschäftige, wo es viele ähnliche Lieder und Geschichten gibt, weil es einfach immer einen regen Austausch über das Meer gab. Ritter Oluf ist dafür ein gutes Beispiel. Es ist aber eben auch eine Geschichte von Missgunst, Tod und Trauer, wie man sie in vielen Musiktraditionen finden kann, auch z. B. im amerikanischen Blues oder portugiesischen Fado. Deswegen habe ich bei den instrumentalen Zwischenspielen einen Bottleneck verwendet, der eigentlich aus der Bluesmusik bekannt ist und der der Mandola einen – wie ich finde – sehr dramatischen – fast verzerrten – Klang gibt. Ich habe das Lied auch als Klagegesang empfunden, etwas, das dem Blues ja auch nicht fremd ist. All diese Assoziationen und Einflüsse haben bei der Interpretation auch eine Rolle gespielt.“
Die Produktion des Musikvideos erfolgte im Rahmen eines Projekts der Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg am Pommerschen Landesmuseum in Kooperation mit dem Universitätsarchiv Greifswald, dem Zentrum für Traditionelle Musik am Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß und dem Windros Festival. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Française (Tanzmelodie)
Günther Kittler sandte dieses Lied 1935 aus Altdamm (Szczecin Dąbie) nach Greifswald an das Pommersche Volksliedarchiv. Insgesamt verdankt ihm das Volksliedarchiv 136 Einsendungen. Kittler war bekannt für sein großes Interesse an der pommerschen Geschichte und vor allem der Musikgeschichte. Für die notierte Melodie haben Ewa Grochowska und die aus Gollnow (Goleniów) stammenden Schwestern Katarzyna Janiszewska und Małgorzata Müller drei Vorschläge vorbereitet. Das Metrum 6/8 lässt einen großen Spielraum – die Interpretationsvorschläge der Musikerinnen reichen vom Walzer bis zum traditionellen Mazurek.
Die Produktion des Musikvideos erfolgte im Rahmen eines Projekts der Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg am Pommerschen Landesmuseum in Kooperation mit dem Universitätsarchiv Greifswald, dem Zentrum für Traditionelle Musik am Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß und dem Windros Festival. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Ein Mädchen und zwei Burschen
Im Pommerschen Volksliedarchiv ist dieses Lied in zwei Varianten überliefert. Es läuft im Archiv unter dem Titel „Ein Mädchen von 18 Jahren“, und es gehört zu den ersten Liedern, die an das Pommersche Volksliedarchiv eingesandt wurden. Robert Holsten, der berühmte pommersche Volkskundler, der besonders durch seine Forschungen zu den pommerschen Flurnamen bekannt ist, der sich aber auch mit Märchen, Sagen und Liedern beschäftigte, hat dieses Lied im Dezember 1926 aus Pyritz (Pyrzyce) an das Pommersche Volksliedarchiv geschickt. Als „Nr. 6″ wurde es registriert und das Blatt mit seiner Originalhandschrift in den Katalog aufgenommen. 1931 wurde das Lied unter dem Titel „Ein Mädchen und zwei Burschen“ in die Publikation „Pommersche Volksballaden“ aufgenommen. Dort ist es unter der Nummer 95 in zwei Melodievarianten zu finden. Im Rahmen der Digitalisierung der Archivbestände wurde dieses Lied von Ralf Gehler und Christian Radewald vertont. In ihrer Interpretation wird der Gesang durch zwei Balginstrumente nach der Melodie „Im Krug zum grünen Kranze“ begleitet.
RALF GEHLER: „Die Pommerschen Volksballaden reflektieren, denke ich, das wirkliche Singen in dieser Zeit des frühen 20. Jahrhunderts. Da ist nichts geschönt oder mystifiziert. Das ist der wirkliche Volksgesang – das Volk singt Lieder, die ihm zu Herzen gingen. Das kann bedeuten, dass Lieder dabei sind, die uns heute kitschig oder albern erscheinen mögen. Wir lachen über diese Lieder, über die früher vielleicht sogar geweint wurde. Die Zugänge zu den Stücken sind heute also oft anders als früher, und es ist interessant, sie auf eigene Weise darzustellen – es kann auch sein, dass ein Lied dabei eine vollkommen andere Aussage bekommt.“
Die Produktion des Musikvideos erfolgte im Rahmen eines Projekts der Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg am Pommerschen Landesmuseum in Kooperation mit dem Universitätsarchiv Greifswald, dem Zentrum für Traditionelle Musik am Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß und dem Windros Festival. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die ersten Lieder sind nun online
Seit heute sind 5149 Lieder aus dem Pommerschen Volksliedarchiv online verfügbar. Vorerst sind nur die grundlegenden Angaben zu den Liedern zu sehen, aber man kann immerhin schon nach Liedanfängen (inklusive der ersten Strophe), Orten und Melodien suchen.
In den nächsten Monaten werden weitere Lieder folgen. Außerdem werden nach und nach die Hörbeispiele und die Notenblätter für die Melodien ergänzt, bis schließlich das gesamte Volksliedarchiv digital erschlossen und durchsuchbar sein wird.